27. Juli 2024

Faktencheck Finkenkruger Strasse

Als es in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung um die Asphaltierung der Finkenkruger Strasse ging, trug ein Mitglied der CDU-Fraktion Argumente vor, warum diese Asphaltierung auch insbesonder für die Feuerwehr wichtig sei.

Dabei wurde argumentiert, dass es einen Gefahrenabwehrplan gäbe, der eine Zeit vorschreibt, in der die Feuerwehr an einem bestimmten Ort zu sein hätte. Diese Zeit sei aufgrund der Strassenverhältnisse – konkret dem Kopfsteinpflaster – nicht einzuhalten. Als Beispiel wurde ein Flächenbrand in Seeburg genannt, bei dem das Löschfahrzeug nicht schnell genug über die Finkenkruger Strasse nach Seeburg gelangt sei.

Ein weiteres Argument waren die empfindlichen Meßgeräte, die durch das Kopfsteinpflaster nachhaltig geschädigt würden. 

Faktencheck: Zeitverzug

Die Strecke von der Feuerwehr in der Triftstrasse bis zur – asphaltierten – Wilmsstrasse besträgt 260 Meter. Nur um diese Strecke geht es und nur hier kann eine Zeitverzögerung entstehen und damit beseitigt werden.

Weg der Feuerwehr über die Finkenkruger Strasse

Vernachlässigen wir den Umstand, dass durch Ausfahrt aus der Feuerwehr und die Kurve auf der Strecke nicht immer eine konstante Geschwindigkeit gefahren werden kann. Unterstellen wir, dass mit Kopfsteinpflaster eine Geschwindigkeit von 30km/h gefahren wird und nach Asphaltierung der Finkenkruger Strasse die Geschwindigkeit auf 50km/h erhöht werden kann.
Das Feuerwehrfahrzeug bräuchte dann mit 30km/h 31,2 Sekunden für diese 260 Meter. (Zeit = Weg / Geschwindigkeit).
Mit 50km/h würde der gleiche Weg in 18,72 Sekunden gefahren werden, also 12,48 Sekunden schneller.
Die Strecke Triftstrasse nach Seeburg beträgt durch die Sperrung der L20 9,8 km und wird – laut Google Maps – in ca. 16 Minuten absolviert. Das wäre eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,75km/h. Blaulicht und Martinshorn erhöhen diese Geschwindigkeit auf vielleicht 50km/h, dann wäre die Strecke für die Feuerwehr etwa 12 Minuten zu fahren.
Die Sperrung der L20 hat hier einen wesentlichen Einfluss auf die Fahrtzeit, der Zustand der Finkenkruger Strasse kann hier nur einen Einfluss von 12,48 Sekunden haben. Fazit: Die Asphaltierung der Finkenkruger Strasse kann im vorgebrachten Beispiel keinen Vorteil bringen, mit asphaltierter Finkenkruger Strasse wäre das Feuerwehrfahrzeug 12,48 Sekunden schneller in Seeburg gewesen, aber noch immer zu spät.

Faktencheck Materialschäden

Unsere Feuerwehr löscht Feuer nicht nur an gut ausgebauten Strassen, sondern ist ebenso auf Flächen- oder Waldbränden und damit auf Feldern oder Wäldern aktiv. Das in der Sitzung vorgebrachte Bespiel war genau so ein Flächenbrand auf einem Feld, bei dem nicht von einer schön asphaltierten Strasse aus gelöscht wird, sondern die Fahrzeuge über unbefestigte Wege zum Einsatzort fahren müssen. Dementsprechend sind Feuerwehrfahrzeuge geländegängig ausgestattet: ein robustes Fahrwerk und eine feste und sichere Befestigung alle Geräte im Fahrzeug sorgen dafür, dass auch bei widrigsten Umständen die Feuerwehr einsatzfähig bleibt. Das nun ausgerechnet ein Kopfsteinpflaster nachhaltige Zerstörungen auslösen soll, scheint zumindest fraglich. Eine Nachfrage, welche Ausrüstung denn konkret und eindeutig durch die Fahrbahn Finkenkruger Strasse beschädigt worden sei, konnte bisher nicht beantwortet werden. 

Fazit

Die vorgetragenen Argumente hinsichtlich Zeit und Schädigung erscheinen nicht stichhaltig. 

Von den Bewohnern angebrachte Argumente des Lärmschutzes und der Barrierefreiheit sind nachvollziehbarer und stichhaltiger.

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