Wie lange und wie viel Gas aus Russland geliefert wird – Dallgower blicken mit Sorge auf diese Diskussion. Bei vielen Dallgowern werden warmes Wasser und Heizung aus Erdgas erzeugt. Gibt es bald nur noch kaltes Duschen in kalten Häusern?
Kurz gesagt: nein.
Die vollständige Antwort ist natürlich kompliziert und wir bringen Licht in dieses Dickicht.
Woher kommt das Gas
Mit wem sie ihren Gasvertrag auch geschlossen haben: technisch wird ihr Gas von EMB geliefert, die im Verbund mit der GASAG das Gasnetz in Brandenburg betreibt. Nach Angaben der EMB kommt das Gas in Brandenburg – wie in ganz Deutschland – zu 50% aus Russland, die anderen 50% teilen sich Norwegen, Niederland und deutsche Produzenten. Unsere Abhängigkeit von Russland ist also groß.
Wer verbraucht dieses Gas?
Grob gerechent gehen je ein Drittel des Gasverbrauchs in Haushalte, Gewerbe und Industrie.
Wenn nichts anderes unternommen wird, so würde also für alle das Gas knapp. Hinzu käme, dass auch ein Teil unseres Stroms aus Gaskraftwerken erzeugt wird.
Wird Strom dann also auch knapp?
Wahrscheinlich nicht. Jedoch sind Gaskraftwerke hervorragend dafür geeignet, Schwankungen im Bedarf auszugleichen, da sie ihre Leistung schnell dem Bedarf anpassen können. Andere Stromerzeuger können das nicht so einfach: Weht kein Wind, gibt es keine Windkraft, scheint keine Sonne, gibt es keinen Solarstrom, Atomkraftwerke reagieren sehr träge und Kohlekraftwerke sind zwar etwas dynamischer als Atomkraftwerke, aber längst nicht so flexibel wie Gaskraftwerke. Nach Angaben der Erzeuger würde dieser Verlust an Flexibilität wohl europaweit ausgeglichen werden können.
Was passiert, wenn das Gas knapp wird?
Wenn das Gas knapp wird, greift der "Notfallplan Gas der Bundesrepublik Deutschland". In ihm ist genau bestimmt, wie dann vorzugehen ist.
Er enthält 3 Stufen.
- Stufe ist die Frühwarnstufe. Ist diese aktiviert, werden tägliche Lageeinschätzungen an das Ministerium übermittelt. Dieses Ministerium bildet dann ein Krisenteam, um die Lage einzuschätzen und über weitere Stufen zu entscheiden.
- Stufe ist die Alarmstufe. Hier werden zusätzlich die Stromnetzbetreiber zu Lageeinschätzungen herangezogen und es finden weitere Vorwarnungen europaweit statt
- Stufe ist die Notfallstufe. Ab hier werden hoheitliche Maßnahmen zur Sicherung lebenswichtiger Gasversorgungen ergriffen. Sprich: der Staat entscheidet, wer weiter versorgt wird und wer reduziert oder nicht mehr versorgt wird.
Wer wird reduziert oder von der Gasversorgung abgeschnitten?
Die gute Nachricht: private Kunden, also die Dallgower, zuletzt. Vorher wird – wo es geht – Ergas durch Erdöl oder andere Brennstoffe ersetzt, Gaskraftwerke für Strom abgeschaltet, öffentliche Gebäude geringer beheizt, Industriekunden abgeschaltet, Anordnungen erlassen, weniger Gas zu verbrauchen, Gasflüsse in andere Staaten reduziert.
Also alles gar nicht so schlimm?
Kann man so nicht sagen. Wenn Industrien, die stark auf die Versorgung mit Erdgas angewiesen sind, zur Abschaltung gezwungen werden, so betrifft das immer auch die Mitarbeiter dort. Sie müssen in Kurzarbeit gehen, verdienen dadurch weniger Geld. Teilweise können schwere Schäden an Industrieanlagen entstehen, wenn sie nicht mehr betrieben werden können.
Dann folgen sogenannte Netzwerkeffekte. Liefert z.B. die Stahlindustrie keinen Stahl, so wird sich der Mangel schnell in andere Industrien übertragen, die dann ebenfalls nicht mehr produzieren können. Dann gibt es auch Kurzarbeit im Maschinenbau und der Automobilindustrie. Diese Netzwerkeffekte setzen sich fort, so dass großer Schaden an der Wirtschaft entstehen kann. Im schlimmsten Fall führt das zu Verlusten vieler Arbeitsplätze und zu einer Wirtschaftskrise.
Was kann ich also tun?
Sparen sie Gas. Es fühlt sich jetzt schon komisch an zu wissen, dass sehr viel Geld aus der Heizungs- und Warmwasserversorgung nach Russland fließt und damit der Krieg finanziert wird.
Sie können alternative Heizungen nutzen wie ihren Kamin. Versuchen sie, Wärmeverluste durch offene Fenster zu vermeiden. Reduzieren sie die Temperatur, so sparen sie Gas und Geld. Stellen sie ihre Warmwasserversorgung auf eine niedrigere Temperatur. Vielleicht reicht es, wenn sie morgens und abends ihren Warmwasserspeicher aufheizen lassen.
Kuscheln sie sich mit ihren liebsten unter eine warme Decke. Das erzeugt ohnehin mehr Wärme, als ihre Gasheizung je erzeugen könnte.