27. Juli 2024

Gaskrise – so kann Dallgow sich vorbereiten

Notfallplan Gas, höhere Preise, Gaslieferungen und so weiter. Was kommt da auf die Dallgower Gaskunden zu? Wir werden unsere Erkenntnisse in diesem Artikel mit ihnen teilen. Bei neuen Erkenntnissen werden wir hier aktualisieren oder ergänzen.

Ausgangslage

Dallgow wird – ebenso wie ganz Brandenburg – mit Erdgas aus Russland versorgt. Das liegt sowohl an der geografischen Nähe als auch an der Historie und der guten Anbindung an bestehende Gaspipelines. Schwankungen im Bedarf und der Versorgung werden durch Gasspeicher ausgeglichen, die bei niedriger Gasnachfrage – vor allem im Sommer – Erdgas einlagern, um es bei höherer Nachfrage – vor allem im Winter – wieder abzugeben. Die Gasspeicher sind aber nicht in der Lage, den Gasbedarf im Winter komplett alleine zu decken. Es wird also auch ein beständiger Zufluss von Gas benötigt.

Wie sieht es im Moment aus?

Stand Juli 2022 ist die Gasversorgung über Nordstream 1 wegen geplanter Wartungsarbeiten unterbrochen. Bereits vor diesen Wartungsarbeiten war die Gaslieferung deutlich reduziert. Aufgrund der politischen Lage gaben sich dafür die beteiligten Parteien gegenseitig die Schuld. Fakt ist, es kam weniger Gas als nötig an. Ob und wieviel die Pipeline Nordstream nach den geplanten Wartungsarbeiten wieder Gas liefert, ist unklar. Es gibt Streit um einen Verdichter, der nun geliefert werden soll. Gebannt schauen die deutschen Gaskunden, was nach dem Ende der geplanten Wartungsarbeiten passieren wird.
Ob es da eine gegenseitige Abhängigkeit gibt und Gas auch auf russischer Seite nicht einfach so abgedreht werden kann, weil womöglich dann die Produktionssysteme Schaden nehmen, wollen wir hier nicht weiter beleuchten. Wir schauen uns vielmehr an, was denn passieren wird, wenn der Gasmangel käme.

Was ist jetzt schon unabwendbar

Die Gaspreise sind enorm gestiegen. Infrastrukturbetreiber wie Juniper benötigen bereits staatliche Hilfe, weil sie Gas teurer einkaufen müssen, als sie es an die Gasversorger verkaufen können, weil längerfristige Verträge sie zu bestimmten Preisen verpflichten. Da staatliche Hilfen letztendlich nur aus Steuereinnahmen finanziert werden können, kommen wir alle dafür langfristig auf. Das muss nicht zwangsläufig zu höheren Steuern führen, aber jeder Euro, der dafür ausgegeben wird, kann dann eben nicht in andere Projekte wie Schulen oder Strassen fliessen.
Bei den meisten Gaskunden ist der höhere Preis noch nicht angekommen, da sie auch Verträge mit Preisgarantien abgeschlossen haben. Diese werden aber auslaufen und dann wird der höhere Preis auch an die Gaskunden weitergegeben werden. Je nach Quelle sind das erhebliche Aufschläge. Die Netzagentur teilte erst jüngst mit, dass sie mit einer Vervierfachung der Preise für Gaskunden rechnet. Schauen sie sich also ihre letzte Abrechnung an und multiplizieren sie mit vier. Das wird eben auch dazu führen, dass ihre monatlichen Abschläge sich vervierfachen werden. Ob und wie dabei finanziell unterstützt werden kann, ist in der Diskussion. Es ist also keine Frage mehr, ob ihre Gaskosten steigen werden, sondern nur noch, wie stark.
Das wird sehr wahrscheinlich zu einem Effekt führen, der schon bei den höheren Benzinpreisen zu beobachten war: sie werden sparen.

So können sie sparen

Gaskunden in Dallgow verwenden Gas für 3 Dinge: Heizung, Warmwasser und Kochen.

Sparen beim Heizen

Das größte Sparpotential beim Heizen liegt in der Reduzierung der Raumtemperatur. Jedes Grad spart ca. 6 Prozent Gas. Vier Grad weniger sparen also bereits 24 Prozent Heizkosten. Ebenso haben sie viel Sparpotential in der Auswahl der Räume, die beheizt werden. So werden Schlafräume und Abstellräume in der Regel kaum Heizung benötigen. Wohn-, Bad- und Aufenthaltsräume möchten sie natürlich wärmer haben. Haben sie mehrere Bäder, reicht es in diesem Winter vielleicht, nur eines zu beheizen.
Schliessen sie die Zimmertüren, um die warme Luft in den beheizten Räumen zu lassen. Halten sie es wie unsere Großeltern: da gab es nur einen warmen Raum im Winter, in dem sich alle aufhielten. Meist war das die Wohnküche, da durch Kochen ohnehin Wärme in diesem Raum entstand.
Dazu kommen Nachtabsenkungen: wenn sie unter ihrer dicken Decke schlafen, werden sie keine Heizung benötigen. Auch hydraulischer Abgleich und mehr Isolation werden empfohlen. Allerdings wird es schwer, dafür noch Handwerker bis zur Heizsaison zu finden. Haben sie Heizkörper mit Thermostaten, kann es sinnvoll sein, diese durch automatisch regelbare Thermostaten zu ersetzen. Diese sind nicht teuer, können selbst angebaut werden und richtig programmiert sparen sie weitere Heizkosten.
Eine Umstellung auf eine Elektroheizung ist nicht zu empfehlen. Zwar macht es Sinn, sich mit einem Ölradiator oder Heizlüfter auszustatten, falls die Gasversorgung im Winter ganz unterbrochen ist. Solange aber Gas verfügbar ist, wäre das Heizen mit Elektrogeräten auch dann noch teurer, wenn der Gaspreis sich vervierfacht.
Sollten sie einen Ofen oder Kamin haben: das wäre eine alternative Heizlösung, die Geld sparen kann. Zwar sind die Preise für Kaminholz auch gestiegen, aber bei weitem nicht so stark wie die Gaspreise steigen dürften. Mit einem Ofen oder Kamin können sie dann also erheblich Gas sparen, wenn sie stattdessen mit Holz heizen. Denken sie aber daran, ausreichend Brennholz für den Winter zu beschaffen.
Bei aller Sparsamkeit sollten sie nicht vergessen, dass eine geringere Temperatur im Gebäude andere Probleme schaffen kann. So könnten kältere Wände in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit zu Schimmel führen. Die Ausrüstung mit einem Raumfeuchtemessgerät ist also sehr zu empfehlen. Halten sie die Luftfeuchtigkeit stets unter 60%. Steigt sie über diesen Wert, lüften sie, um die feuchte Luft aus dem Raum zu bekommen. Ist ihr Haus mit einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, so lassen sie diese unbedingt laufen. Sie verlieren wenig Wärme durch den Wärmetauscher und reduzieren gleichzeitig das Schimmelrisiko durch den steten Luftaustausch.

Warmwasser

Gibt es für die Heizung mit dem Kamin oder der Elektroheizung noch direkt wirksame Alternativen, ist es beim Warmwasser schon schwieriger. Geht es ums Sparen, so lautet die Empfehlung: duschen statt baden, kürzer duschen, kühler duschen, seltener duschen. Haben sie einen Warmwasserspeicher, so gibt es die Möglichkeit, diesen mit einem Elektrostab zu beheizen. Fragen sie ihren Installateur! Aber Vorsicht: das ist nur bei Gasausfall sinnvoll. Sonst gilt das gleiche wie bei der Heizung: elektrisch wärmen kostet noch mehr als der erhöhte Gaspreis. Sie können dadurch wahrscheinlich nicht sparen. Rechnen sie also genau nach.
Sind ihre Warmwasserrohre noch nicht gut isoliert, so holen sie das nach: sie verlieren sonst eine Menge Wärme über ungedämmte Warmwasserrohre.
Haben sie eine Warmwasserzirkulation, so schalten sie sie diese aus bzw. nur dann an, wenn sie sicher Warmwasser verbrauchen werden. Die Zirkulation ist eine tolle Komfortfunktion, die aber auch einges an Wärmeverlusten bedeutet, wenn das Warmwasser zirkuliert, ohne das es gerade benötigt wird.

Kochen

Wenn sie mit Gas kochen, sollten sie sich vor allem auf einen Ausfall der Gaslieferung vorbereiten. Der Anteil des Kochens an ihrer Gasabrechnung dürfte sehr gering sein, so dass hier nur wenig gespart werden kann. Was natürlich geht, sind Deckel auf Töpfen und immer nur so viel Wasser zum Kochen bringen wie sie wirklich benötigen.
Auf einen Gasausfall können sie sich durch einen Campingkocher vorbereiten oder eine mobile elektrische Herdplatte. So gibt es sparsame Induktionsherdplatten mit Anschluss für die normale Steckdose, die den Gasausfall beim Kochen gut kompensieren werden.

Die lieben Nachbarn

Haben sie ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn? Warum nicht gemeinsam sparen! Treffen sie sich zu lustigen Spieleabenden, gemeinsamen kochen oder einfach so – so sparen sie Heizkosten und haben Spaß dabei. Hat ihr Nachbar einen Kamin, sie aber nicht, so können sie sich vielleicht an den Brennholzkosten beteiligen und dafür die angenehme Wärme gemeinsam geniessen. Haben sie einen Kamin und ihr Nachbar mit seiner Gasheizung ein kaltes Haus, weil das Gas ausgefallen ist, so laden sie die Nachbarn zu sich ein. In Krisensituationen eng zusammenrücken und sich gegenseitig helfen macht sich selbst und andere glücklich und wird eine echte Hilfe sein. Seine Dusche dem Nachbarn in der Krise zur Verfügung zu stellen ist genauso möglich.

Sparen lohnt sich mehrfach

Denn nicht nur können sie die höheren Gaskosten für sich abmildern, gleichzeitig wird durch die Einsparung eine komplette Gasabschaltung unwahrscheinlicher. Wird weniger Erdgas verbraucht, halten die Speicher länger und alternative Gasquellen können den Bedarf abdecken.

Gasausfall – was sie darüber wissen müssen

Kommt es zu einem Gasausfall, so wären viele Dallgower von den Folgen betroffen. Was sie dabei beachten müssen und wie die erneute Gasversorgung dann ablaufen würde, das erfahren sie hier.

Gasausfall – was passiert

Die Gasversorger können und werden Teilnetze abschalten, wenn sie nicht mehr ausreichend Erdgas zur Verfügung haben. Zwar sieht der Notfallplan vor, dass private Endkunden als letztes abgeschaltet werden, jedoch ist diese Möglichkeit nicht auszuschliessen.
Die Gasversorger sprechen von einem "Lastabwurf", wenn Teilnetze nicht mehr mit Erdgas versorgt werden. Praktisch werden dann Gasventile geschlossen, so dass der Druck in den dahinter liegenden Gasleitungen schnell abfallen dürfte. Dann greifen 2 Einrichtungen, die in Unterverteilern und bei ihnen zu Hause vorhanden sein dürften: die Gasmangelsicherung GMS oder das Sicherheits-Absperrventil mit untererer Abschaltung SAVu. Diese sichern ihren Hausanschluss ab. Sinkt der Druck, so werden diese Systeme automatisch die Gasverbindung in ihr Haus trennen.
Ihre Gastherme – sofern nach 1996 eingebaut – wird über eine Zündsicherung oder eine Flammenüberwachungseinrichtung verfügen. Diese verhindern, dass unverbranntes Gas ausströmt.
Sollte ihr Gasherd nicht über so eine Überwachung verfügen, dann gibt es in ihrem Haus eine bauliche Lüftungsmaßnahme, die die Entstehung von gefährlichen Gaskonzentrationen verhindert.
Wenn eine dieser Sicherheitseinrichtungen bei Gasausfall greift, dann sind sie sicher – aber auch ohne Wärme für Heizung, Wasser und Kochen.

Gas kommt zurück – was passiert

Irgendwann wird jeder Gasausfall auch beendet sein und das Gas ist wieder verfügbar. Gehen ihre Geräte dann automatisch wieder an?
Das kommt drauf an. Haben sie ein SAVu, so öffnet sich dieses nicht automatisch, sondern muss manuell wieder geöffnet werden. Oft ist die SAVu verplompt. Sprechen sie hier mit ihrem Installateur bei der jährlichen Wartung, wie im Falle eines Gasausfalles zu verfahren ist. Möglicherweise ist es aber nötig, dass ein Installateur den SAVu wieder in Betrieb nimmt.
Ist nur ein GMS installiert, so wird diese automatisch wieder öffnen, sobald ausreichend Druck in der Hausinstallation aufgebaut ist. Damit das der Fall ist, müssen sie alle Gasgeräte ausgeschaltet haben. Sonst kann sich dieser nötige Druck nicht aufbauen.
Oft sind beide Geräte installiert. Genaue Auskunft kann ihr Installateuer geben – zum Beispiel beim nächsten Wartungstermin.

Gute Vorbereitung

Der Ausfall des Gasnetzes im nächsten Winter wird – wenn er dann kommt – bestimmt nicht plötzlich kommen, sondern angekündigt. Damit sie ohne externe Hilfe ihre Geräte wieder in Betrieb nehmen können, empfiehlt es sich, die Ankündigung der Abschaltung ernst zu nehmen und rechtzeitig vor der Abschaltung ihre Gasgeräte auszuschalten und den Gasabsperrhahn abzudrehen. Auf diese Weise stellen sie sicher, dass keine Gassicherungen auslösen, die evtl. von ihnen selbst nicht mehr in Betrieb genommen werden können. Auch die Wiederbelieferung von Erdgas wird sicherlich angekündigt werden und dann sollten sie ihren Absperrhahn erst nach dem angekündigten Termin wieder öffnen und erst dann ihre Gasgeräte wieder in Betrieb nehmen.
Sollte Dallgower sich genau auskennen mit den Sicherungserinrichtungen und den Abschaltungen und Wiederinbetriebnahmen, bitte nehmen sie Kontakt zu uns auf, wir möchten das sehr gern für alle Dallgower korrekt und sicher erklären.

Wie bereiten sich die Gasversorger vor?

Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. hat seine Mitglieder auf das mögliche Szenario vorbereitet (siehe https://www.dvgw.de/medien/temp/DVGW_RS_G_2022_03.pdf).
So wird dort empfohlen, im Falle einer sich abzeichnenden Unterversorgung "… alle betroffenen Letztverbraucher darauf hinzuweisen, die Gasgeräte und Gasanwendungen selbst außer Betrieb zu nehmen". Dieser "Letztverbraucher", das sind wir. Es wird ebenso empfohlen, die "Hauptabsperreinrichtung (HAE) des Hausanschlusses zu schließen". Das ist in meisten ein großer gelber Hebel direkt in der Nähe ihres Gaszählers.
Die Wiederinbetriebnahme wird dort ebenso beschrieben. So wird bei Auslösung des SAVu davon ausgegangen, dass eine manuelle Inbetriebnahme nötig sei. Dafür werden dann Installateure und Schornsteinfeger eingesetzt. Rechnen sie aber damit, dass diese einige Zeit brauchen werden, bis sie auch bei ihrem Haus helfen können.
Der DVGW empfiehlt explizit: "Zusätzlich sollte darauf hingewiesen werden, dass die gesamte Gasanlage bis zu den Geräten/Gasanwendungen weiterhin unter Druck bleibt."

Was sollten sie nun tun?

Ein akuter Gasnotstand ist nicht in Sicht, die Gaspeicher haben einen guten Füllstand und es ist Sommer. Ihnen bleibt also Zeit, sich vorzubereiten und mit ihrem Installateur zu sprechen. Bereiten sie sich auf die höheren Kosten vor und schauen sie, wie sie preiswert sparen können. Am effektivsten ist wohl Sparsamkeit im Heizen und Warmwasserverbrauch. Es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Strom ebenso steigt und damit auch der Strompreis. Helfen sie einander – gerade Bezieher von geringen Einkommen und Renten werden Hilfe benötigen.

Was sollten sie nicht tun?

Führen sie keine Scheindebatten. Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken helfen keiner Gastherme und können weder ihre Heizung noch ihr Wasser wärmen. Den Krieg haben die Grünen nicht begonnen und die Gasmengen werden auch nicht von ihnen reduziert. Schuldfragen werden weder ihre Zimmer heizen noch den Preis senken.

Blicken sie nach vorne, bereiten sie sich vor und seien sie sicher, dass jede Krise auch wieder endet.

Interessante Links

https://www.ieg.fraunhofer.de/content/dam/ieg/deutsch/dokumente/pressemitteilungen/Gutachten_Gasversorgungssicherheit_bei_unterbrochener_Versorgung_aus_Russland__Fraunhofer_TUBerlin__14072022.pdf

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