Die Gemeindevertreter sprechen im Zusammenhang mit den raumlufttechnischen Anlagen immer wieder davon, dass sich durch einen zu hohen CO2-Gehalt der Luft im Klassenzimmer die Leistungsfähigkeit um 15% verringert. Teilweise wurde behauptet, dass ohne die raumlufttechnischen Anlagen mehr als ein komplettes Schuljahr Rückstand entsteht im Laufe der schulischen Karriere der Schüler. Hier wurden die 15% dann wohl auf 12 Schuljahre gerechnet und damit ein Rückstand von 1,8 Schuljahren hochgerechnet. Haben wir also schlechte Schüler, weil zu wenig gelüftet wird? Oder würden die Noten unserer Kinder 15% besser sein mit ausreichender Frischluftzufuhr?
Grund genug für uns, einen Faktencheck durchzuführen.
Ausgangslage
CO2-kommt in der frischen Luft vor. Spätestens seitdem die globale Erwärmung ein Thema ist, wissen wir das. Der natürliche Anteil in der Luft beträgt 400ppm (PartsPerMillion = Anteil auf eine Million gerechnet). Das entspricht einem Anteil von 0,04%. Darüber hinaus besteht Luft zu 78% aus Stickstoff, zu 21% aus Sauerstoff und zu 0,96% aus Edelgasen. Wenn wir diese Luft einatmen wird in der Lunge Sauerstoff aufgenommen und CO2 als Abfallprodukt des körperlichen Stoffwechsels abgegeben. In der ausgeatmeten Luft beträgt der Sauerstoffanteil dann 17% und der CO2-Gehalt 4%. Bildlich gesprochen atmet ein Mensch ohne körperliche Anstrengung pro Stunde 10 Liter CO2 aus. Dadurch sinkt in unbelüfteten geschlossenen Räumen mit der Zeit der Sauerstoffanteil und der CO2-Anteil steigt. Die Frage ist nur, wie stark.
Studienlage
Wie stark die schulische Leistungsfähigkeit genau leidet, ist wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen. Angaben reichen von 8 bis 15 Prozent. Diese Schwankung beziehen sich auf unterschiedliche Meßgrößen. Sie können den IQ also nicht durch frische Luft um 15% steigern. Vielmehr werden Müdigkeit, Lautstärke oder Lerngeschwindigkeit gemessen.
Die CO2-Konzentration schwankt im Tagesverlauf in den Klassenräumen stark. Messungen zeigen, dass eine zu hohe CO2-Konzentration phasenweise auftritt. Ein- bis zweimaliges kurzes Lüften pro Unterrichtsstunde hält die Konzentration dauerhauft auf einem normalen Niveau. Die Luft wird schlechter, wenn mehr als 30 Minuten keine Lüftung stattfindet. Das Level der CO2-Konzentration wird maßgeblich beeinflusst von der Anzahl der Schüler und der Dichtigkeit der Gebäudehülle. Ältere Schulen mit undichten Fenster haben hier einen Vorteil gegenüber Neubauten. In den Schulpausen werden die Klassenraumtüren geöffnet, die Schüler verlassen den Klassenraum und damit sinkt der CO2-Gehalt auch dann, wenn gar nicht gelüftet wurde. Ohne Lüftung steigt also die CO2-Konzentration vor allem in den letzten 15 Minuten des Unterrichts.
Eine Studie hat ermitteln, dass eine Senkung der CO2-Kozentration von 2.100 ppm auf 900 ppm die Leistung von psychologischen Tests und Schulaufgaben um 12% in Bezug auf die Geschwindigkeit, mit der die Aufgaben ausgeführt werden, und um 2% in Bezug auf die Fehler, die gemacht werden, verbessern würde.
CO2 scheint also vor allem einen Einfluss auf die Geschwindigkeit zu haben, nicht so sehr auf die Fehlerrate.
Weiterhin zeigt die Studie, dass eine Reduzierung der CO2-Konzentration von 2.300 ppm auf 900 ppm die Leistung bei den Tests zur Bewertung des Lernfortschritts um 5% verbessern würde und dass eine Reduzierung der CO2-Konzentration von 4.100 ppm auf 1.000 ppm die tägliche Anwesenheit um 2,5% erhöhen würde.
Wohlgemerkt, die CO2-Konzentration muss dafür erst einmal dieses hohe Niveau erreichen.
Fazit
Die prognostizierten Leistungsgewinne von 15% durch die RLT scheinen unrealistisch. Ganze Schuljahre können damit sicher nicht aufgeholt werden.
Ein positiver Einfluss ist wissenschaftlich bewiesen. Vor allem steigert sich die Geschwindigket der Aufgabenlösungen, die Schüler würden also ihre Aufgaben schneller lösen im Vergleich zu einem miefigen Klassenraum.